Ohne Familie ist kein Staat zu machen!

Wir lesen fast jede Woche in den Zeitungen über Studien, die belegen, dass sich die Armut in Deutschland ausbreitet und der Reichtum zunimmt. Die soziale Spaltung in unserer Gesellschaft ist längst kein Schreckgespenst der Zukunft mehr, sondern real existierend. In der Analyse, dass besonders häufig Kinder aus alleinerziehenden Familien, aus kinderreichen Familien oder aus Familien mit Migrationshintergrund von Armut betroffen sind, herrscht Einigkeit – egal ob OECD, Deutscher Caritasverband, DGB oder die Bundesregierung die Studien veröffentlichen. Die vorgeschlagenen Wege aus der Misere sind dann aber doch sehr unterschiedlich und nicht wirklich immer zukunftsfähig. Hilft es den betroffenen Kindern und Familien wirklich, wenn wie jüngst die OECD vorgeschlagen hat, den Familien in Deutschland weniger Kindergeld gezahlt wird (das im übrigen zu einem nicht geringen Teil zunächst Rückerstattung zuviel gezahlter Steuern ist!), um die so gewonnenen Finanzmittel in Bildung und Betreuung zu investieren? Unzweifelhaft muss in Deutschland mehr in Bildung und Betreuung investiert werden, damit wir zu einer Chancengleichheit kommen. Aber diese gesamtgesellschaftliche Aufgabe über einen familieninternen Verschiebebahnhof finanzieren zu wollen, ist ordnungspolitisch falsch und den Familien gegenüber unredlich.

Um dem Leben mit Kindern und den Kindern in unserer Gesellschaft Zukunft zu geben, hat der „Siebte Familienbericht“ der Politik ins Hausaufgabenbuch geschrieben, dass Familien einen Dreiklang aus materieller Unterstützung – Zeit – Infrastruktur brauchen. Dieser Dreiklang meint nicht, dass man das eine in der Politik fordern kann, um die anderen beiden Aspekte zu vernachlässigen. Dreiklang in diesem Zusammenhang besagt, dass wir größte Anstrengungen unternehmen müssen, damit es uns gelingt, gleichzeitig kindbedingte Armut zu vermeiden, Zeitfenster für das Familienleben, die nicht dem Diktat der Erwerbsarbeit untergeordnet sind, zu öffnen und zu erweitern, und gute Bildungs- und Betreuungsangebote, die eine Startchancengerechtigkeit für jedes Kind gewährleisten, bereit zu stellen. Die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft steht auf dem Spiel, oder anders gesagt: Ohne Familie ist kein Staat zu machen.

Nicht gerade eine kleine Aufgabe. Auch nichts womit man leichtfertig als Politikerin oder Politiker in den Wahlkampf ziehen sollte. Familien dürfen von den Verantwortlichen in der Politik Verlässlichkeit auch über den Wahltag und den Zeitraum von einer Legislaturperiode hinweg erwarten, schließlich üben Mütter, Väter und Kinder ihr „Mandat“ als Familie auch über einen langen Zeitraum aus.

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